Warum machen Schiedsrichter im Fußball einen Fitnesstest? | Teamsportbedarf.de

Warum machen Schiedsrichter im Fußball einen Fitnesstest?

Der vermeintlich undankbarste Job auf dem Fußballplatz ist der des Schiedsrichters. Jeder Pfiff wird diskutiert, und wenn er noch so korrekt ist. Wenn die Mannschaft schlecht spielt, wird schnell der Mann mit der Pfeife zum Buhmann gemacht. Im Stadion hört man dann oft, dass der "Schiri mit seiner Wampe ja gar nicht laufen kann". Doch schaut man sich die Leistung der Schiedsrichter einmal genauer an, wird schnell klar, dass die Unparteiischen nicht nur psychisch, sondern auf physisch auf einem sehr hohen Niveau unterwegs sind. Wie das Spielen ist auch das Pfeifen von Fußballspielen eine eigene Sportart. Die UEFA hat eigens einen Fitness-Experten mit der Aufgabe betraut, einen Fitnesstest für professionelle Schiedsrichter zu erstellen, um deren Leistungsfähigkeit auf den Prüfstand zu stellen. Werner Helsen schätzt die Laufstrecke eines Referees in 90 Minuten auf 10 bis 13 Kilometer. In diesem Bereich liegen auch die Werte der Spieler. Und wie die Fußballer kommen auch die Männer in schwarz regelmäßig auf 40 bis 50 Sprints pro Spiel. Die Fitness ist entsprechend ein wichtiger Grundstein für richtige Entscheidungen. Denn nur, wer körperlich noch nicht am Limit ist, hat auch das Auge und die Ruhe, um Situationen richtig zu beurteilen und ein Spiel angemessen zu leiten.

Die richtige Position des Fußball-Schiedsrichters ist von eminenter Bedeutung für die Qualität seiner Spielleitung. Nach Möglichkeit sollte er immer in der Nähe des Balles sein und eine Stellung einnehmen, die ihm auch in komplizierten Zweikämpfen eine gute Sicht auf das Geschehen ermöglicht. Dies erfordert natürlich ein hohes Maß an Intelligenz. Herausragende Referees informieren sich vor Anpfiff über die Art der zu pfeifenden Mannschaften, Fußball zu spielen. Spielt ein Torhüter einen Abstoß in der Regel kurz zu seinem Verteidiger heraus, wie es zum Beispiel Gianluigi Buffon von Juventus Turin gern tut, muss sich der Unparteiische näher am Strafraum aufhalten, als wenn er einen langen Schlag bis weit in die gegnerische Hälfte erwartet. Doch bei aller Spielintelligenz - wenn eine Mannschaft nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte zu einem Tempogegenstoß ausholt, muss der Schiedsrichter hinterher, und das in höchster Geschwindigkeit. Schiedsrichterei ist Leistungssport. Entsprechend trainieren die Referees der UEFA und FIFA professionell.

Der Fitnesstest der UEFA - benannt nach seinem Erfinder Helsen - löste 2007 den obligatorischen Cooper-Test ab. Bei diesem mussten alle Unparteiischen in zwölf Minuten so viele Meter wie möglich zurücklegen. Weil die tatsächliche Belastung jedoch keinem Dauerlauf gleicht, sondern durch viele schnelle Läufe und kurze Pausen geprägt ist, modifizierte Helsen den Fitnesstest. Zu Beginn absolvieren die Teilnehmer sechs Sprints mit fliegendem Start über 40 Meter - eine Distanz, die im Spiel öfter in hohem Tempo zurückgelegt werden muss. Die Zeitvorgabe beträgt 6,2 Sekunden, für Linienrichter 6,0 Sekunden. Im Fall eines schnellen Konters ist besonders für die Leute mit der Fahne in der Hand wichtig, die hinterste Linie der verteidigenden Mannschaft zu halten, um Abseitssituationen erkennen zu können. Zwischen den Sprints bleiben jeweils 90 Sekunden Erholungspause. Wird die Zeitvorgabe einmal nicht eingehalten, kann nach dem sechsten unmittelbar noch ein siebter Sprint angeschlossen werden. Bei zwei Läufen über der Norm ist der Test nicht bestanden.

Anschließend folgen zehn Intervallrunden auf der 400-Meter-Runde. Die FIFA verlangt von ihren Spielleitern in jeder Runde zwei Tempoläufe über 150 Meter in 30 Sekunden. Dazwischen liegt eine Erholungsstrecke von 50 Metern, für die sich der Teilnehmer 35 Sekunden Zeit lassen kann. In diesem Test wird die für einen Referee im Fußball notwendige Fitness optimal getestet, weil die Belastung der auf dem Platz stark ähnelt. In schnellen Spielen kann der Ball durchaus einige Male in hohem Tempo die Spielhälfte wechseln. Die Spieler passen sich den Ball zu und bewegen sich langsam weiter, der Schiedsrichter muss dem Ball hinterher. Es sei denn, er erwartet unmittelbar einen langen Schlag des zum Torhüter zurückgespielten Passes in das Feld.

Als Schiedsrichter hat man keine allzu große Chance, besonders populär zu werden oder Trophäen zu gewinnen, wie das Fußballer können. Trotzdem ist das Pfeifen ein Sport, der neben Intelligenz, einem guten Auge und souveränem Auftreten auch eine sehr gute Fitness erfordert.


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