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Beim Einzeltraining an den Stärken oder an den Schwächen arbeiten?

14 May, 2013

Einzeltraining ist zweifellos hilfreich, wenn es darum geht, einen Fußballer weiterzuentwickeln. Allerdings stellt sich dabei eine grundsätzliche Frage: Sollten Sie als Fussballtrainerbeim Einzeltraining die Stärken der Spieler weiter ausbauen oder doch lieber an den Schwächen arbeiten? Auf diese Frage gibt es keine allgemein gültige Antwort, aber es gibt doch einige Kriterien, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung im Einzelfall weiterhelfen können.[PreviewBreak]

Was wollen Sie überhaupt erreichen?

Diese Frage ist so simpel wie wichtig. Wenn es darum geht, einen jungen Spieler zu einem kompletten Fußballer zu machen, dann müssen Sie auch an den Schwächen des Spielers arbeiten. Wollen Sie aber aus einem sehr guten Stürmer einen herausragenden Stürmer machen, reicht es vielleicht schon aus, die bereits vorhandenen Stärken des Stürmers zu nehmen und darauf aufbauend ein Einzeltraining zu entwickeln, um die letzten Prozentpunkte noch heraus zu kitzeln. Beispielsweise können Sie mit einem individuellen Schusstraining erreichen, dass Ihr Stürmer seine Quote in bestimmten Torsituationen um ein paar Prozentpunkte verbessert. Übersetzt heißt das dann, dass Ihr Stürmer öfter trifft.

Einzeltraining sollte auch einen kurzfristigen Effekt haben

Es ist sicher ehrenwert, wenn Sie versuchen, aus einem weniger talentierten Spieler den neuen Lionel Messi zu machen. Das Problem ist allerdings, dass der Spieler das Training wahrscheinlich gar nicht umsetzen kann und deswegen sehr schnell frustriert sein wird. Dieses Beispiel ist natürlich übertrieben, aber für den Spieler sind kurzfristige Fortschritte sehr wichtig. Zudem muss er am eigenen Körper spüren, dass das Training sinnvoll ist. Wenn Sie immer von einer großen Zukunft reden, ist das für die aktuelle Motivation nicht besonders gut. Wenn Sie beispielsweise mit einem Spieler ein individuelles Powergut-Training durchführen, sollten Sie dem Spieler schon am Anfang genau erklären, wie das Training funktioniert und welche Fortschritte in welcher Zeit zu erwarten sind.

Arjen Robben ist auch auf einem Bein Weltklasse

Arjen Robben sei hier nur stellvertretend als Beispiel für viele Spieler auf Top-Niveau genannt, die lediglich einen starken Fuß haben. Für Sie bedeutet das, dass Sie einen Spieler, der bereits in einem Alter ist, in dem die wesentliche Prägung bereits stattgefunden hat, nicht unbedingt durch ein Training an seinen Schwächen aus dem Konzept bringen müssen. Wenn Sie beispielsweise Juan Arango beibringen wollten, mit dem rechten Fuß Freistöße über eine Freistoßmauer aus Dummys zu schießen, würde er vermutlich seine genialen Fähigkeiten mit dem linken Fuß vernachlässigen und damit am Ende schlechtere Freistöße schießen. Manchmal ist es besser, einen sehr guten Spieler, der einige großartige Stärken und einige weniger schöne Schwächen hat, mit Einzeltraining dahin zu bringen, dass seine guten Seiten noch besser hervorstechen.

Junge Spieler sollten an ihren Schwächen arbeiten

Ein junger Spieler kann durch konsequentes Training an seinen eigenen Schwächen hervorragende Fortschritte machen. Da die Verhaltensmuster noch nicht so eingeprägt sind wie bei einem älteren Fußballer ist es zudem leichter, mit Einzeltraining die Schwächen eines jungen Spielers zu korrigieren. Aber auch bei jungen Spielern gilt die Grundregel, dass die Stärken keinesfalls vernachlässigt werden sollten. Das ist für den Spieler auch deswegen wichtig, weil er sein Selbstbewusstsein vor allem aus seinen Stärken zieht. Wenn diese Stärken nachlassen, weil die Schwächen zu sehr betont werden, wenn auch in guter Absicht, leidet die Gesamtleistung.