Aus irgendeinem Grund hat sich in der Fußballwelt die Ansicht verfestigt, eine Ecke sei ein großer Vorteil für die angreifende Mannschaft. Deswegen zitieren Fußballreporter auch gerne die Eckenstatistik, wenn sie belegen wollen, dass eine Mannschaft deutlich überlegen ist. Die Straßenfußball-Regel „3 Ecken = 1 Elfer“ gibt es aber bei regulären Fußballspiel nicht, so dass die Zahl der Ecken letztlich nicht viel aussagt. Nur weil eine Mannschaft häufig an den Eckfahnen aktiv ist, muss das noch nicht einmal bedeuten, dass sie spielerisch überlegen ist. Eventuell verfolgt sie nur einen anderen Ansatz als der Gegner.[PreviewBreak]
Die Statistiken zeigen, dass etwa 50 Ecken erforderlich sind für einen Torerfolg. Das ist nicht gerade eine berauschende Statistik. Selbst wenn die Statistik in einem Team, das über einen exzellenten Flankengeber und gute Kopfballspieler verfügt, etwas besser sein mag, sind Ecken doch zweifellos keine besonders geeignete Variante, um ein Tor vorzubereiten. Der FC Barcelona hat dies unter Pep Guardiola sogar auf die Spitze getrieben, indem jede Ecke kurz ausgeführt wurde. Dabei spielt es allerdings auch eine Rolle, dass der FC Barcelona zu dieser Zeit vor allem Spieler mit geringer Körpergröße im Team hatte, so dass ein Kopfballerfolg sehr unwahrscheinlich war.
„Tore werden in der Mitte geschossen“
Dieses legendäre Zitat von Franz Beckenbauer hat den FC Bayern über Jahrzehnte geprägt. Und auch wenn diese Wahrheit sehr einfach ist, kann man sich hier kaum entziehen. Warum sollte der Ball erst über einen umständlichen Umweg über die Außenbahnen ins Tor befördert werden, wenn es auch einen einfacheren Weg gibt? Als Trainer wissen Sie, dass es mitunter sinnvoll sein kann, eine Mannschaft über die Außenbahnen zu knacken. Aber früher oder später muss der Ball in die Mitte gespielt werden. Bei einer Ecke haben Sie von Anfang an das Problem, dass der Ball sehr weit außen liegt und damit weit vom Tornetz entfernt ist.
Fehlende Fantasie bei Eckbällen
Ein Grund, warum Eckbälle so selten zum Erfolg führen, ist die fehlende Fantasie der Spieler und Trainer. Oftmals werden nicht einmal die Laufwege im Strafraum richtig trainiert, so dass es reiner Zufall ist, ob ein Ball an der richtigen Stelle ankommt. Zudem gibt es nicht einmal in der Bundesliga viele Spieler, die einen Eckball punktgenau an den gewünschten Ort im Strafraum spielen können. Deswegen wäre es sinnvoll, Eckenvarianten zu erdenken, die auch dann noch funktionieren, wenn die Spieler nicht alle auf Weltklasse-Niveau agieren.
Wenn Sie es schaffen, mit kreativen Eckenvarianten die Torquote bei Eckbällen zu verdoppeln, hat das einen massiven Einfluss auf Ihren Erfolg. Eine kurz ausgeführte Ecke kann mit einstudierten Laufwegen zu einer gefährlichen Torwaffe werden. Mit akribisch geplanten Eckenvarianten können Sie gerade im Amateurbereich Erfolg haben, denn die gegnerischen Trainer haben kaum eine Chance, im Vorfeld die Tricks zu analysieren. Solange es keine Fernsehübertragung gibt, bleibt nur das menschliche Auge zur Beobachtung. Das reicht aber selbst bei einem geübten Trainer nicht aus, um eine Eckenvariante in allen Details auf Anhieb zu verstehen.