Es ging durch alle Medien in Deutschland. Vor gut einem Jahr am 19. November sollte Schiedsrichter Babak Rafati die Partie Köln gegen Mainz leiten, doch er erschien nicht wie gewohnt zu seiner Arbeit. Nach kurzer Zeit wurde er mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne seines Hotelzimmers gefunden, doch die schnelle Rettung sicherte ihm sein Leben.[PreviewBreak]
Nachdem solche Fälle nun des öfteren durch die Medien wandern, kommt immer wieder die Diskussion auf, ob der Leistungsdruck im deutschen Profisport zu hoch ist. Die Tat an sich wurde wie folgt begründet: "Im persönlichen Empfinden von Herrn Rafati wurde vor allem ein wachsender Leistungsdruck für ihn als Schiedsrichter und der damit verbundene mediale Druck in Kombination mit der ständigen Angst, Fehler zu machen, zu einer immer größeren Belastung." Diese Belastung muss am Ende so massiv gewesen sein, dass selbst einfachste Alltagsprobleme unlösbar erschienen.
Doch wie kann es sein, dass eine Person des öffentlichen Lebens so verzweifelt, ohne das jemand etwas davon mitbekommt. Der gelernte Bankkaufmann entdeckte früh seine Leidenschaft für die Schiedsrichterpfeife. 2005 schaffte er den ganz großen Durchbruch. Letztendlich kann man von Schicksal reden, denn seine erste Partie war mit Köln gegen Mainz gleichzeitig auch die Paarung seines womöglich letzten angesetzten Spiels als Schiedsrichter. Seine Berufung zum FIFA-Schiedsrichter im Jahr 2009 unterstrich zudem, dass er Rafati zu den besten seiner Zunft gehörte. Eigentlich sollte also alles in Ordnung sein, doch Beispiele wie Robert Enke zeigen, dass eine solche Tat viele Gründe haben kann und oft nicht einmal bemerkt werden muss.
Heute hat Rafati neuen Lebensmut gefunden, Schiedsrichterbedarf wird er wohl aber nie wieder benötigen. Im Frühling diesen Jahres meldete er sich 5 Monate nach seiner Tat erstmals wieder an die Öffentlichkeit. "Ich bin wieder gesund. Ich war in einer scheinbar ausweglosen Situation. Es war ein Glücksfall, dass ich rechtzeitig Hilfe bekommen habe. Ich bin froh, dass ich überlebt habe", so sein Rückblick.
Nach einem ersten Klinikaufenthalt wurde er viele Wochen in einer Spezialklinik in Hannover behandelt. Nach der Entlassung begab er sich mit seiner Freundin Rudabeh umgehend auf einen 3-wöchigen Asien-Urlaub, der ihm den nötigen Abstand zur Situation einbrachte. Mittlerweile haben die beiden sogar geheiratet, was wohl der schönste Beweis für Rafatis Genesung ist. Der DFB hat im zwar alle Türen für eine Rückkehr ins Schiedsrichter-Geschäft offen gelassen, allerdings ist wohl absehbar, dass Rafati die Fußbälle wohl meistens nur noch auf dem Bildschirm sehen wird.