Neuromuskuläres Training als Präventionsmaßnahme von VerletzungenTeamsportbedarf.de

In unserer letzten Artikel haben wir über die Vorbeugung von Verletzungen im Allgemeinen gesprochen. Dabei wurde erwähnt, dass neuromuskuläres, propriozeptives oder sensomotorisches Training wirkungsvolle Maßnahmen sind. Diese Trainingsmodelle beschreiben ein Zusammenspiel von Nerven- und Muskelsystem und streben eine Verbesserung der Wechselwirkung an. In diesem Artikel wird es um das neuromuskuläre Training gehen.

Im Sport allgemein ist ein neuromuskuläres Kontrollsystem enorm wichtig, um die Gelenke unter den aufkommenden Belastungen dynamisch zu stabilisieren. Auftretende Bewegungen wie Rotationen und Drehungen um sämtliche Körperachsen stellen dabei eine Herausforderung für den Körper dar. Daher ist es enorm wichtig, sportartspezifisch auf diesen Schwerpunkt einzugehen. Die Zielstellung ist es, das Wirkungsgefüge von Nerven- und Muskelsystem auf sportartspezifische Bewegungsformen vorzubereiten und in jeder Situation eine adäquate Aktivierung des Muskelapparats gewährleisten zu können. So können u.a. Verletzungen vorgebeugt und die Rehabilitationsprozess nach einer Verletzung verkürzt werden.

Die intra- und intermuskuläre Koordination steht in diesem Ansatz im Mittelpunkt. So kann der Körper auch vor unbewussten und unwillkürlichen hohen Belastungen, wie es in einem Zweikampf vorkommen kann, geschützt werden. Die Grundlage dafür bilden Bewegungsautomatismen. So ist beispielsweise unumstritten, dass eine gut ausgeprägte Rumpf- und Beinachsenstabilität im Fußballspiel von enormer Bedeutung ist. Im neuromuskulären Training findet eine Verbesserung des Zusammenspiels von Koordination und Kraft statt.

Das neuromuskuläre Training eignet sich hervorragend für ein Erwärmungsprogramm und sollte in den Trainingsalltag integriert werden. Insbesondere Sportler, die schon einmal verletzt waren, können von einem solchen spezifischen Programmen profitieren, da sie häufig noch Defiziten auf neuromuskulärer und posturale Ebene aufweisen. Jedoch profitieren nicht nur verletzte Spieler davon. Die Leistungsfähigkeit, wie es bereits in einer Vielzahl nachgewiesen worden ist, kann durchaus gesteigert werden.



Wirksamkeit des neuromuskulären Trainings


Im neuromuskuläres Training werden spezifische Übungen verwendet, um die neuralen und muskulären Komponenten der Bewegung zu trainieren. Es ist ein integraler Bestandteil der VKB-Rehabilitation, da die Biomechanik (die Art und Weise, wie man sich bewegt) bei VKB-Verletzungen eine wichtige Rolle spielt. 70-85% aller Kreuzbandrisse werden durch eine kontaktlose Verletzung hervorgerufen. Wenn der Athlet weiß, wie er beim Springen oder beim Sport gut landet, kann das Risiko einer VKB-Verletzung verringert werden. Das Risiko von VKB-Verletzungen verringert sich so langfristig um bis zu 50%. Auch das Risiko anderer Verletzungen wie an den unteren Extremitäten wie Knie und Knöchel reduziert sich dadurch. Da ein solches Program auch die Leistungsfähigkeit verbessert, kommt es einem ganzen Team und nicht nur dem einzelnen zugute. Neuromuskuläre Trainingsprogramme ersetzen jedoch nicht das Krafttraining und sollten daher als Ergänzung dienen. Es sollte etwa 30 Minuten pro Woche durchgeführt werden. Dies kann beispielsweise in das Aufwärmprogramm mit 10 bis 15 Minuten vor einem Training oder Spiel eingebunden werden.

Bekannte Ansätze des Neuromuskulären Trainingsprogramms



Soccer FIFA 11+

AFL Footy First



Literaturverzeichnis


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